Die ersten 5 Dates — Erfahrungsbericht einer Frau

Internetportale zur Partnersuche (z.B. FriendScout24, Parship, ElitePartner um mal einige der bekannteren Namen zu nennen) sind seit Jahren auf dem Vormarsch. Zu verführerisch scheinen deren vielfältige Möglichkeiten der Kontaktaufnahme, und die nahezu grenzenlose Anzahl an Profilen von potentiellen Lebensgefährten reizt die Neugier vieler Kunden.
Doch öfter als nicht, ist bei den Singlebörsen mehr Schein als Sein. Hier der Erfahrungsbericht eines weiblichen Mitglieds, die in den ersten Monaten nach ihrer Anmeldung über den Verlauf des jeweils ersten Treffens mit einem Mann in der realen Welt berichtet.

Oktober 2013; herbstlich

Premiere! Erstes Dating-Portal-Date mit Rainer, Treffpunkt Nähe Stadtwald. Rainers Vorschlag, noch eine Runde spazieren zu gehen, lehne ich dankend ab-es ist stockdunkel, Temperaturen knapp über Null. Stattdessen wie vereinbart Fahrt zum Griechen. Beim Anblick des Wortes "Restaurant" verfällt Rainer in Panik: "Ach, wollten wir was essen?". Nach intensivem Studium der rechten Spalte auf der Karte entscheidet Rainer sich für einen Salat. "Könnte ich da wohl eine 1/2 Portion von bekommen?"." Weißt du, Schatzi, ich halte es da mit dem Spruch 'Frühstücken wie ein Kaiser...".Die nachfolgende Unterhaltung verläuft schleppend, da Rainer sich ständig den Mund mit Brot vollstopft und ich daher kaum ein Wort verstehe. Das Wichtigste kriege ich dennoch mit: Rainer ist begnadeter Heimwerker und hat sich gerade aus alten Zimmertüren ein Wasserbett gebaut (!?!?).
"Weißt du, Schatzi, das ist gelenkschonender und alles, was man in einem normalen Bett so anstellt, geht darin mindestens genauso gut! Hoho...."
Gut, dass wir dieses Thema schon mal besprochen haben.... Auch kulturell ist Rainer äußerst interessiert, besonders hat es ihm die Industriekultur des Ruhrgebiets angetan und im Jahr 2009 war er in Stuttgart bei "Miss Saigon"! Beim Zahlen seiner Rechnung von 8,50 Euro wird Rainer aber unwirsch: die haben ihm doch glatt die 2 zusätzlichen Brotkörbe berechnet! "Die nehmen es hier aber von den Lebenden!".
Zum krönenden Abschluss seine Frage: "Na, was machen wir 2 Hübschen denn noch mit dem angebrochenen Abend?". Null, nada, niente - nix wie weg hier!

Immer noch Oktober 2013

So schnell geb' ich doch nicht auf, also gleich 14 Tage später das nächste Treffen mit Mark. Am Treffpunkt angekommen überfällt mich sofort tiefes Mitleid: Mark trägt maximal Knabengröße 164, sieht halb verhungert aus (wie hat der Mann das Foto so hingekriegt?) und an seinem Arm baumelt -?-?-? eine Herrenhandtasche. Was da wohl drin ist?
Das Wichtigste haben wir ja bereits am Telefon besprochen, u.a. dass er sich, nach 13-jähriger Ehe, von Gudrun getrennt hat - ganz freundschaftlich und ohne jedes Theater. Bereits beim ersten Kaffee wird aus Gudrun dann aber "Madame" und Madame schwirrt fortan durch jeden zweiten Satz. Madame hat es plötzlich nicht mehr nötig, ganztags zu arbeiten, Madame hat ihre beiden Köter plötzlich gar nicht mehr so lieb, "Jetzt hab' ich die beiden Tölen am Hals!", und Madame wird sich noch umgucken, denn jetzt werden mal ganz andere Seiten aufgezogen! Nach weiteren 10 Minuten wird endlich das Geheimnis der Handtasche gelüftet: Bergeweise Fotos von Mark + Madame + Eichenschrankwand + 2 Köter.
Ober, zahlen! Glückwunsch, Gudrun, da hast Du aber gerade noch die Kurve gekriegt!

Dezember 2013; besinnliche Weihnachtszeit

Seit 5 Wochen prickeliger Mailkontakt mit Andreas! Sollte das gleich beim 3. Anlauf klappen? Unser Schriftverkehr ist Pulitzerpreis verdächtig, bin hin + weg! Andreas ist witzig! Andreas ist geistreich! Andreas ist originell! Und diese Stimme ... Bei so viel Seelenverwandtschaft verlieren Äußerlichkeiten glatt ihre Bedeutung, wozu also Fotos austauschen? Da könnte jetzt der Glöckner von Notre Dame daherkommen - völlig egal!
Die Wahl des von ihm vorgeschlagenen Lokals ist zwar eigenwillig, aber warum nicht mal auf Sitzkissen balancierend Pfefferminztee schlürfen? Man muss offen sein für alles! Komme hypernervös dort an, irgendetwas warnt mich aber vor und ich schiele erstmal um die Ecke - und wer wartet??? Der Glöckner von Notre Dame! Andreas ("hab' mir in den letzten Monaten ein paar Frustkilos angefuttert, die sind aber mehr oder weniger schon wieder runter.") hat locker 30kg Übergewicht und ist von zwergenhaftem Wuchs (im Profil stand zwar was von 1,82m - aber was soll's?). Andreas trägt eine feuerrote Segeljacke mit riesengroßem "MUMM"-Werbeaufdruck, dazu eine farblich perfekt passende Jogginghose und Turnschuhe mit Leuchtdioden (!!!) in der Sohle. Heut' Abend will mein Süßer mit mir segeln gehn'....
Ich presse mich in den nächsten Hauseingang, stelle das Atmen ein und versinke in tiefen Depressionen ...

Januar 2014; Neues Jahr, neues Glück!

Hans ist wirklich vielversprechend. Foto ist durchaus ok, besitzt Basiswissen in der deutschen Rechtschreibung, ist schlagfertig, humorvoll - was will Frau mehr?
Nach 3 Wochen Schlagabtausch per Mail wollen wir's nun endlich wagen. "Schatzi, was hälst Du davon, wenn wir heute Abend ganz spontan zusammen essen gehen? Möchte Dich gern einladen, so richtig mit allem Drum und Dran!". Endlich mal ein Gönner, der dafür sorgt, dass ich mal was Vernünftiges zwischen die Zähne kriege!
Das ausgewählte Lokal ist aber weniger für "mit allem Drum und Dran" bekannt, als viel mehr für Hausmannskost a la Schlachtplatte. Aber egal! Als ich pünktlich dort eintreffe, ist weit und breit kein Hans in Sicht. Kurz darauf eine SMS, es wird "etwas später". Nach 40 Minuten kommt er tatsächlich um die Ecke und mein erster Gedanke: bitte, bitte, lass es nicht den sein! Hans entpuppt sich als schwabbeliger (athletisch!!!) Riese, der sich selbst für den Größten hält. Im Laufe des Gesprächs erfahre ich, dass die Weiber sich um ihn kloppen (die letzten beiden haben versucht, sich wegen ihm das Leben zu nehmen ....), dass er im Job ständig von Headhuntern belagert wird (warum hat er dann so'nen 08/15-Job?) und dass er sich im Dating-Portal vor lauter Dates kaum retten kann. Nach 10 Minuten ist ihm aber bereits klar, dass ICH die Frau seiner Träume bin, er erkennt sich selbst kaum wieder. "Schatzi, sowas ist mir im Leben noch nicht passiert. Was machst Du bloß mit mir?".

Es ist aber weniger diese Aussage, die mich umhaut, als vielmehr sein penetranter Mundgeruch. Außerdem fingert ständig seine schweißnasse Hand an mir rum. Ich drängele unmittelbar nach der Schweinskopfsülze zum Aufbruch und am Auto versucht er doch glatt mich abzuknutschen. Ich bin ja höflich, also: "Du sei mir nicht böse, aber ich glaube, so ganz passt das nicht!".
Das war's, denk' ich, aber - am nächsten Tag bittet er mich schriftlich um ein paar Tage Bedenkzeit, er ist sich nämlich noch nicht sicher, ob er schon reif für eine neue Beziehung ist! Wieder einen Tag später eine weitere Mail im Stil eines Lore-Romans. Letzter Satz: "Bitte, bitte, versuch' mich zu verstehen - ich kann nicht anders!". Hans, bitte tu mir das nicht an! Ich glaub', ich bring' mich um......

Februar 2014; Frühling naht

Jetzt ist Schluss mit lustig! Diese wochenlange hin- und herschicken von Emails kommt nicht mehr in Frage. Da baut man sich ja ein völlig falsches Bild auf! Anchatten, telefonieren, treffen, zack-zack!
Peter ist genau der richtige Kandidat dafür. Wir verabreden uns für Sonntagnachmittag zum Kaffeetrinken. Gebranntes Kind scheut das Feuer, also warte ich zunächst mal in sicherer Entfernung im Auto. Und da kommt ja der Peter! Und mit ihm gleich sein Pudel!!! Ich gebe nur noch Gas ...

April 2014; Die Hoffnung stirbt zuletzt

Na, immer noch Lust, hier jemanden kennen zu lernen? Kein Problem. Klick' mich einfach an, wir chatten ein bisschen und wer weiß? Vielleicht wird's bei uns ja genauso lustig .......

ICH BLEIB JEDENFALLS WEITERHIN OPTIMISTISCH!

Und wenn Du noch dazu herausfindest, unter welchem "echten" Pseudonym ich all diese lebensprägenden Erfahrungen gemacht habe (auf der Seite erfährst Du dann auch gleich noch ein bisschen mehr von mir), dann spendiere ich bei unserem Treffen auch den Kaffee!

mfg.schatzi ät online punkt de

[Autor unbekannt]